Am kommenden Wochenende macht sich eine kleine Besuchergruppe auf den Weg durch Bayern zu unserem Garten. Der soll betrachtet und direkt - nicht nur immer nur über das Internet - erlebt werden.
Klar, dass wir unseren Besuch auch einmal zu den Fischweihern bringen werden. Und das wiederum bedeutete für uns einen Kampfeinsatz dort draußen am Samstag nachmittag.
![]() |
Pflegearbeiten, bevor der Besuch kommt (c) by Joachim Wenk |
Sicher kennt ihr den Spruch "Ist das Kunst, oder kann das weg?"
Nun, ich überlegte mir am Samstag oft "ist das Natur oder kann das weg?" Im Garten wird ja doch mal mehr und mal weniger Unkraut gerupft. In den Gemüsebeeten nervt mich zum Beispiel arg die Vogelmiere. Ab und an ein paar kleine Brennnesselsämlinge oder Löwenzahn. Das wird dann, meist in demütig gebückter Haltung, weg gezupft.
Hier draußen bei den Karpfenweihern, direkt in der schönen ruhigen fränkischen Landschaft, ist es genau so. Überall gehen Pflanzen auf, die man aber genau da eigentlich gar nicht oder nicht in der Menge haben möchte. Und doch ist es wiederum ganz anders als im Garten. Genau darum gefällt mir die Arbeit hier draußen eben auch.
Über Löwenzahn oder Vogelmiere ärgert sich hier niemand. Eine andere Kategorie und vor allem Masse an Pflanzen kann hier unter der Gruppenbezeichnung "Unkraut" betrachtet werden.
Los geht es bei den Brombeereen die sämtliche Hänge zu den Weihern oder runter zum Bach zuwuchern.
![]() |
überall blühen die Brombeeren jetzt bei den Weihern (c) by Joachim Wenk |
Und Brennnesselsämlinge sind auch nicht gerade lästig, sondern der Brennnesselurwald entlang des Baches und Teile der Ufer und Böschungen. Klar, wenn ich Brennnesseljauche für den Garten ansetze, komme ich hier her mit der großen Heckenschere. Schnipp und Schnapp und schon habe ich eine Regentonne voll mit kräftigen Brenneseln. Da muss ich nicht lange suche und zupfen. Allerdings mache ich das ja nur einmal im Jahr, der Rest der Brennnesseln wächst ungezügelt weiter.
![]() |
links vom Weg der Brennesselurwald und rechts wuchert das "Unkraut" Erle (c) by Joachim Wenk |
Schließlich gibt es hier noch ein weiteres Unkraut, das überall an den Hängen und Ufern der Karpfenweiher aufläuft. Einfach auszupfen? Da muss ich schmunzeln. Nein, das wird alle paar Jahre mit der Kettensäge beseitigt. Die Rede ist hier von Erlenbäumen. Immer wenn im Herbst ein Weiher zum Fischen leer gemacht wird und man dadurch von der Weiherseite an das Ufer heran kommt müssen wir die Erlen absägen. Die dünnen Stämme kommen auf die Benjeshecke und die dickeren Stämme werden Brennholz.
![]() |
romantischer Anblick, aber die vielen Erlen sind Unkraut und müssen im Herbst wieder abgesägt werden (c) by Joachim Wenk |
An einem der Weiher wuchsen die Erlen so dicht um den Weiher herum, daß wir auf die Idee kamen, sie nicht bodeneben abzusäbeln. Wir schnitten sie wie eine Hecke im Garten. Das sieht echt gut aus und ist eine witzige Idee, die nicht so schnell wieder ein Weiherbesitzer verwirklicht hat.
![]() |
man kann die vielen wildwachsenden Erlen auch als Hecke in Form schneiden (c) by Joachim Wenk |
Über zwei Stunden wurde mit dem Aufsitzmäher der Rasen geschnitten. Eben so lang habe ich gebraucht und mit der Motorsense um jeden der Weiher herum die wuchernde Natur in Schranken zu verweisen. Ebenso kam der Brennesselwald immer mehr in die Wiese und den Weg um den Weiher herum. Bevor da alles zuwächst habe ich ihn mit der Sense zurück gedrängt.
Vom Bach entlang der Weiher ist zu dieser Jahreszeit nichts mehr zu sehen. So zugewuchert ist der.
![]() |
die erneuerte Brücke über den zugewucherten Bach, gebaut für den Aufsitzmäher (c) by Joachim Wenk |
![]() |
eine der Fußgängerbrücken über den Bach oder eher das Wildwuchsdickicht (c) by Joachim Wenk |
Was auch wie Unkraut hier wächst ist der Rohrkolben. Ich habe gelesen, daß er unter Schutz steht, weil er vom Aussterben bedroht ist. Na dann tragen wir jedenfalls zu seiner Erhaltung bei. Am Bach darf er stehen. Im Weiher selbst wird er von den Graskarpfen kurz gehalten. Das ist auch gut so, weil sonst der Weiher zuwachsen würde und nicht mehr genutzt werden könnte.
![]() |
im Bachlauf wachsen Rohrkolben (c) by Joachim Wenk |
Überhaupt heißt es bei uns oft, "das ist Natur und darf nicht weg". Bereits beim ersten Rasenmähen im Frühjahr bleiben immer wieder einzelne Inseln im Rasen stehen. Dort wo die Himmelschlüssel blühen und sich später aussamen.
Jetzt stehen höhere Gras-Inseln im kurzen Grün, mit Margeriten und Glockenblumen.
![]() |
Inseln im Rasen werden stehen gelassen...(c) by Joachim Wenk |
![]() |
...damit die Blumen blühen und sich aussähen können (c) by Joachim Wenk |
![]() |
Glockenblumen und Margeriten (c) by Joachim Wenk |
So schön das ist, so sehr müssen wir aber auch darauf achten, es nicht zu lange wachsen zu lassen.
Weil die gesamte Grasfläche doch sehr sehr groß ist und viel Zeit zum Mähen braucht, haben wir in einem Jahr eine ganze Fläche ungemäht gelassen. Dann können Wildblumen blühen und Samen bilden dachten wir. Was soll ich sagen. In dieser Steppenlandschaft wachsen jetzt meine Obstbäume.
![]() |
einen Sommer nicht gemäht und schon ist es nicht mehr bearbeitbar für uns, Steppe mit den neuen Obstbäumen (c) by Joachim Wenk |
![]() |
Zwetschgenbaum im hohen Gras (c) by Joachim Wenk |
![]() |
Apfelbaum im hohen Gras (c) by Joachim Wenk |
![]() |
Apfelbaum im hohen Gras (c) by Joachim Wenk |
Es wucherten einzelne Gräser sehr hoch und wurden von Ameisen besiedelt. Läuft man über die Wiese rumpelt man immer wieder an steinharte Gras-Erde-Büschel. Für unseren Aufsitzmäher gibt es hier kein Durchkommen. Es siedelten sich Weißdorn- und Schlehenbüsche so wie Wildrosen an. In der direkt daneben gelegenen Benjes-Hecke,wo die Sträucher wachsen dürften und sollten, da wächst nichts. Jedenfalls haben wir das Stück Wildnis nun schon etliche Jahre nicht mehr mähen oder sonst bearbeiten können, weil uns dafür einfach das richtige Gerät fehlt. Und es wuchert immer mehr zu. Das hat man davon, wenn man einmal einen Sommer locker lässt und nicht ständig dahinter her ist, alles ordentlich zu halten oder zu pflegen. Das "Unkraut" hier draußen ist eben wirklich eine oder zwei Nummern größer und mächtiger als im Staudenbeet oder Gemüsegarten zu Hause.
Hier kommen auch nur die Harten voran. Was hier wachsen und gedeihen will, muss überleben können. Vor vielen Jahren setzten wir einmal zwei Buchsbaumkugeln hier her. Sie sollten den Weg zur Brücke über den Bach flankieren. Einer davon ist schon nicht mehr vorhanden und der andere ist die meiste Zeit des Jahres von Unkraut wie Brennnesseln überwuchert. Jetzt habe ich ihn ausgegraben. Der kommt mit in den Garten. Wenn er sich im Blumentopf erholt hat, bekommt er einen schönen Platz und wird eine Kugel oder eine Spirale. Draußen bei der Brücke jedenfalls ist er zu langsam gewachsen und entkam dem Wildwuchs eigentlich nie. Bevor dieser ihn erstickt, hole ich in lieber in den Garten.
![]() | |
überwucherter Buchsbaum kommt jetzt in den Garten (c) by Joachim Wenk |
So schwer auch dort oft das Unkrautrupfen und Wildwuchs eindämmen ist, kommt es einem doch im Vergleich zu der Landschaft außerhalb der Ortschaft gerade wie Spielerei vor.
Trotz allem oder gerade wegen alle dem hier Erzählten, hab ich die Stunden bei den Weihern und die körperliche Arbeit wieder genossen. Wenn wir nicht gerade mit den Motorgeräten hantieren ist es so ruhig. Nur Töne und Laute der Natur sind zu hören. Die Weitläufigkeit, das viele Grün. Einfach ein herrliches Plätzchen Erde, das aber auch gepflegt und mit Aufmerksamkeit bedacht werden möchte.
![]() |
Natur und Landschaft - herrlich (c) by Joachim Wenk |