Gartentagebuch Anfang Juni 2018
Mein Landgarten im Frühsommer
Nachdem meine letzten Beiträge eher allgemeinen Charakter hatten, will ich heute die aktuellen Fotos vom Garten zeigen. Aktuell darf man dabei etwas lockerer sehen. Manche Fotos sind zwei Wochen alt und andere heute erst aufgenommen.
Alle zeigen sie den Garten im Frühsommer. Das frische und saftige Grün überschwängliche Blühen weicht langsam einem etwas ruhigeren, dafür aber auch trockenerem und viel heißerem Sommergeschehen.
Ein Plätschern schafft es bis ins Radio
Wie gut tut doch da das muntere Plätschern vom "Dorfbrunnen" im unerträglich heißen Vorgarten. Dieses Plätschern empfängt, genau wie die gelbe Golden Celebration und die lila Captain John Ingram jeden, der in den Garten tritt. Dieses Plätschern ist nun auch richtig berühmt geworden, hat es doch den 3 minütigen Beitrag im Radio über mich und meinen Garten eingeleitet. Hörer von Bayern1 und Bayern2 und Bayern3 hatten die Möglichkeit, mich einmal zu hören und nicht immer nur zu lesen.
Es ist die Zeit der Rosen
Gegenüber dem Brunnen blüht eine rosa Rose. Es ist die Gallica-Rose Empress Joséphine. Herrlich unaufgeräumter Wuchs und riesige duftende Blüten. Leider halten die bei der enormen Hitze hier nur einen Tag, dann ist aus dem Rosa ein absolut verblasstes schmuddeliges Weiß geworden.
Die nächste Rose blüht zwar im Schatten, hält aber wegen der allgemeinen Wärme auch nicht lange durch. Die Rede ist vom Rambler im Walnußbaum, dem Paul's Himalayan Musk. Eine vielbekannte Sorte. Winzige Blüten mit etwa nur 2 cm Durchmesser, dafür aber in ungeheurer Anzahl. Ein wenig versteckt blühen sie. Man muss schon im Baum nach oben sehen. Leider ist es mir noch nie gelungen, das Schauspiel auch so zu fotografieren, dass es hier im Blog gut zu erkennen ist. Die einzelnen Blüten lassen sich noch gut fotografieren. Sie hängen mir direkt vor der Nase.
Weiter oben dann all ihre Schwestern.
Rechts im Bild sieht man, was ich meine, wenn ich sage, sie hängen direkt vor der Nase.
Unterm Walnußbaum am Zaun zum Gemüsegarten wächst eine wunder volle weißblühende Clematis. fargesii.
Am anderen Walnußbaum vergnügt sich die Ramblerrose Rose Marie Vieaud, einem Sämling von Veilchenblau. Sie ist stärker gefüllt und etwas rötlicher als ihr Vorfahrin.
Der dritte Rambler wächst einmal nicht in einem Baum, sondern an der Scheunenwand empor. Snowflake blüht etwas später als die andere beiden. Weiße kleine und offene Blüten mit dunkelgelber Mitte tanzen über dunkelgrünem Laub.
Und wenn man beide Arten von Rosen hat, merkt man den Unterschied sehr deutlich. Die Rede ist von Kletterrosen und Ramblerrosen.
Die Rambler haben sehr lange und sehr dünne, geschmeidige Triebe. Sie lassen sich auch im Folgejahr noch leicht biegen und binden.
Kletterrosen, so wie die Climbing Madame Caroline Testout hier am Rosenbogen, haben unendlich störrische und dicke, rasch verholzende Triebe. Sie müssen bald gebunden werden, sonst lassen sie sich nicht mehr dahin biegen, wo man sie haben möchte.
So schön ist der Eingang zum Gemüsegarten gerade. Dem Nutzgarten werde ich meinen nächsten Beitrag widmen.
Ebenfalls am Rosenbogen zum Gemüsegarten steht die moderne Kletterrose Jasmina. Sie wuchs bei der Mutter im Hinterhof im Kübel nicht richtig und so habe ich sie hier her gesetzt. Sie muss den Rosenbogen erst noch erklimmen, blüht aber da unten, wo sie noch ist, schon recht munter.
Und damit die wunderschönen bunten und duftenden Blüten nicht zu schnell verschwinden, werden sie auch wieder getrocknet.
Überall im Garten blühen neue Blüten auf und andere verschwinden wieder. Hier bei der Haferwurzel sind die Blüten sehr schön. Aber genau so interessant finde ich diese fremdartig wirkenden Speere der geschlossenen und verblühten Blüten. Ebenfalls imposant sind dann, wenn die Speere wieder aufgehen, die apfelgroßen Kugeln der Fallschirme mit den Samen. Riesige Pusteblumen sozusagen.
Ich finde immer wieder interessant den Wechsel vom schon erwähnten frischen und saftigen, weichen Grün der Frühjahrspflanzen hin zu den trockenheitstolleranten Sonnenanbetern mit völlig anderem Habitus, härterem Wuchs und oft eher behaartem Silbergrau statt saftigen Grün. Hier ist der Frühlingsblüher Zierlauch abgeblüht und eingezogen. Gleichzeitig hat sich der graue, flaumig behaarte Wollziest herausgeputzt und übernimmt jetzt das Blühen.
Auch die Witwenblume neben dem Ziest blüht wieder reichlich. Sie sät sich regelmäßig selbst aus.
Nicht nur der Charakter der Pflanzen wechselt in diesem Beet beim Übergang vom Frühjahr zum Sommer. Vielleicht erinnert ihr euch, das ist das Beet mit den unzähligen Akeleien. Es herrschte blau vor, etwas rosa und ab und an dunkles Lila. Jetzt gibt es hier vor allem Gelbtöne und das Pink-Lila wie bei der Witwenblume oder hier der Lichtnelke. Gepaart mit gelber Färberkamille jedes Jahr ein Hingucker. Und überall das filigrane Silbergrau vom Wermut, der sich auch selbst aussät. Wo er passt, darf er stehen bleiben.
Gelbes Brandkraut, auch mit behaarten und harten Blättern und Stielen.
Die Exoten im Beet strecken sich zum Himmel. Die winterharte Banane und davor die Palmlilie mit dem hohen Blütenstängel voller Knospen.
Diese Jahr im Frühjahr war es deutlich zu sehen. Dem Beet fehlte die Struktur. Hatte ich doch die Weigelie auf den Stock gesetzt und so fehlte ihre Silhouette als Hintergrund. Ich versäumte die letzten Jahre, alte Triebe heraus zu nehmen. Im Ergebnis hatte der Strauch nur noch störriges, halb abgestorbenes Gestrüpp. Letztes Jahr gab es daher auch kaum noch Blüten. Jetzt schiebt sie in ungeheurem Umfang kräftig nach und wird wieder ein schöner grüner Strauch, Nächstes Jahr wird sie mit Sicherheit im Überschwang blühen.
Schön, wenn die Stauden so leicht übers Beet in den Weg hängen. Die Rose Rose de Rhest , Frauenmantel und ein blauer Storchschnabel sind hier zu sehen.
Auf der andere Seite des Beetes blüht die kleine Staudenclematis, Clematis integrifolia. Ich finde sie so hübsch, daß ich mir gerade noch ein paar Staudenclematis für die Staudenbeete gekauft und gepflanzt habe. Größere Exemplare allerdings, damit sie mit den großen Stauden mithalten können.
Zimbelkraut wohin das Auge reicht. Wie hier nur etwas wachsen kann. Niemals wird gegossen, da es ja eine Betontreppe ist. Die Sonne knallt her und Regen gab es die letzten Wochen keinen. Die Stauden hängen schlapp in den Beeten, aber in der unwirtlichen Umgebung des Aufgangens, ist das Zimbelkraut immer frisch und knackig und blüht wie bekloppt.
Die Washingtonia hat der Winter im Freien sehr mitgenommen. Sie lebt wenigstens! Aber etliche Blätter waren kaputt und alles was neu nachkommt bis jetzt, ist stark geschädigt und die Spitzen verdorrt. Der Frost, der nicht aus dem Umbau heraus gehalten werden konnte, war zu stark. Nun sind wir fleißig am Planen, was wir im kommenden Winter anstellen werden.
Banane und Drachenbaum waren ja im beheizten Palmenhaus und sind wie immer schadlos über den Winter gekommen.
Am mediterranen Platz blüht der Oleander mit sich selbst um die Wette. Die Seerose eifert ihm nach.
In Kürze umtanzen hellblaue Blütenkugeln die Schmucklilie.
Ja und der Zitrusbaum hier sieht gelb aus. Ok. Aber wer weiß, wie gelb und weiß-blass er die letzten Jahre war, wird sagen, der ist ja herrlich grün dieses Jahr. In der Tat. Ich weiß jetzt endlich warum meine Zitruspflanzen hier immer so fürchterlich gelbe Blätter bekamen und eingingen. Es half weder Zitruserde noch Zitrusdünger. Es lag am Brunnenwasser. Entgegen der bislang vertretenen Ansicht brauchen Zitruspflanzen unbedingt Calcium im Wasser, sonst werden die Blätter gelb. Seit ich im Winter anfing, mit Calciumdünger (dem einzigen Kunstdünger den ich verwende) zu gießen verfärben sich die Blätter wieder. Sehr langsam aber man merkt Fortschritte.
Mein Zitronenbusch war auch immer hellgelb mit durchscheinenden Adern. Der hat sich am schnellsten erholt und erholt sich noch.
Und wer sich nun fragt, warum meine mediterranen Gewächse so chaotisch durcheinander stehen sieht hier den Grund.
Im Herbst - Ende Oktober - kamen gerade noch rechtzeitig vor der Wintersaison, die neun Fenster. Da war dann keinen Zeit mehr, das Palmenhaus auch außen her zu richten. Vergangen Woche hat sich Volker dran gemacht, die Holzverkleidung zu erneuern und um die Ecke herum zu führen. Jetzt sieht man hinter der Palme nicht mehr die ganze Unordnung im Carport. Als nächstes wird die Wand noch gestrichen und dann können meine Kübelpflanzen wieder an Ort und Stelle gerückt werden.
So, nun habe ich wieder einiges erledigt. Der lange Gartentag neigt sich dem Ende zu. Zeit für ein Päuschen auf der grünen Bank gegen über dem mediterranen Platz. Im Schatten des Walnußbaumes der Nachbarn lässt es sich gut aushalten.
Blicke ich dann nach rechts, sehe ich die Scheune (mit dem Rambler) und den Walnußbaum im Gemüsegarten, ebenfalls mit Rambler.
Schweift mein Blick etwas nach links, also gerade aus, sehe ich den mediterranen Platz mit Palmenhaus dahinter und Carport daneben. Hinter den Nebengebäuden stehen links die Esche und rechts die Eiche.
Ich drehe mich abermals weiter nach links und erblicke unsere Baumhaselnuß, den Hausbaum in der Wiese. Dahinter die Werkstatt in braun und der Partyraum "Hüttenzauber" in grün. Ich nenne diese Gebäudeansammlung ja immer scherzhaft unsere Reihenhaussiedlung....
Wieder gebe ich mir einen Ruck nach links und blick genau hinter mein Obst- und Beerenspalier.
Bevor ich mir nun die Wirbelsäule endgültig verrenke, gibt es nur noch einen kleine Ruck nach links und ich sehe die Nachbarn. Also eigentlich ja eher die Pferde der Nachbarin.
Die Temperaturen werden angenehmer, die Sonne steht jetzt tief hinter der Reihenhaussiedlung. Es ist Zeit, ins Haus zu gehen und endgültig Feierabend zu machen. Aus dem Vorraum, man könnte es auch ganz profan "Schmutzschleuse" nennen, blicke ich ein letztes Mal zurück in den Garten.
Und? Wer sieht die grüne Bank, auf der ich gerade noch saß?