Die Hälfte des Jahres ist vorüber. Seit Kurzem merke ich auch im Garten bereits diesen Höhepunkt. Das feuchte, saftige Wachstum ist beendet. Alles wird trockener und gereifter vom Charakter her.
Das Jahr bis jetzt war zwar feuchter als das Vergangene, worüber ich sehr glücklich bin. Gerade die letzten Wochen aber waren schon wieder derart trocken, daß die ersten Pflanzen und Stauden kaputt gegangen sind.
Ich bin noch immer dabei, heraus zu finden, was in meinem Garten wächst und wie ich ihn - oder besser gesagt die Staudenbeete - gestalten und bepflanzen möchte. Meine ursprüngliche Vorstellung von vielen Rosen und üppigen Stauden habe ich bereits nach den ersten beiden Jahren streichen müssen. Zu heiß und zu trocken ist es. Dann habe ich neu bepflanzt und die Schnecken haben alles getötet. Ich habe wieder neu bepflanzt, diesmal hitze- und schneckenresistente Pflanzen. Es kam das Jahr 2015 und sogar die hitzetoleranten Pflanzen waren ab spätestens Juni vertrocknet. Manche trieben dann im Herbst oder jetzt iim Frühjahr wieder aus. Viele jedoch auch nicht. Eines aber klappte im vergangene Jahr sehr gut. Die Selbstaussaat. Wäre die nicht gewesen, könnte ich mich jetzt nicht über so viele bunte Blumen überall im Garten freuen.
Wie aber sollte man diesen Gartenstil beschreiben? Alles durcheinander. Ohne Konzept was die Pflanzenart (Einjährig, Staude, Rose etc) betrifft. Kein Farbkonzept. Aber halt, das stimmt nicht. Das Staudenbeet sollte die schönen bekannten rosa-blau-weißen sanften Töne tragen und im Vorgarten sollte es gelb-lila als knallende Kombination blühen. Das Konzept wäre da gewesen, allein der Garten wehrte sich. Alles sieht jetzt nicht unbedingt durchdacht und gezielt angelegt aus. Eben so, wie es in Gartenbildern, die zur Bewunderung anregen, eben der Fall ist und wie sie überall abgelichtet sind.
Vielleicht habe ich eine neue Garten-Stilrichtung geschaffen? Ich nenne sie denNotlösungs-Stil. Es ist meine ganz individuelle, auf den Garten und meine zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten zugeschnittene und doch auch zur Umgebung passende Stilrichtung.
Was unter den Bedingungen meines Gartens wächst ist herzlich willkommen. Wenn es sich selbst aussät, zeigt es, daß es ihm gefällt und ich freue mich. Wenn ich wo anders Pflanzen sehe, die es mit ähnlichen Bedingungen aufnehmen können, versuche ich Samen oder Ableger zu ergattern.
Geschehen ist das etwas mit dem Muskatellersalbei im Garten von Sabine. Die Samen wurden letzten Herbst gleich noch gesät, die Jungpflanzen dann im Gewächshaus überwintert und im Frühjahr gepflanzt. Und was sind das jetzt für wundervolle Exemplare. Sie blühen, daß man nur staunen kann, über so eine schöne und ungewöhnliche Blüte. Sicher gefällt es ihm bei mir und er sät sich selbst aus. Dann mischt sich wieder das mauve-varbene altrosé was ins Staudenbeet passen würde mit den gelben Blüten aus dem Vorgarten und mein Notlösungsstil bestätigt sich, wird fortgeführt. Man kann also nicht behaupten, da wäre kein Konzept und keine einheitliche Linie dahinter.
Daran muß ich mich wohl gewöhnen, dass es bei mir wohl nie saftig grün und üppig wuchernd aussehen wird. Nie wie ein Junitag in einem gut gepflegten englischen Herrenhaus-Garten. Sondern immer eher wie die fränkische Landschaft an einem heißen Augusttag: üppig eingewachsen, dabei aber schon eher reif, trocken, holzig. Dabei doch wieder voller Leben und Vielfalt an Insekten und Vögeln und Getier. Voller ländlicher Geräusche mit Zwitschern, Singen, Brummen, Summen, Schwirren oder Fauchen. Immer geschwängert mit unzähligen Düften und Gerüchen, stetig wechselnd vom Frühjahr bis in den Herbst.
So ist eben mein Garten. Sicher für manche erklärungsbedürftig und für andere gleich auf den ersten Blick schön bunt. Manch einer, der am Zaun vorüber geht, denkt sicher, daß da einer sehr nachlässig ist und es mit der Arbeit nicht so genau nimmt. Andere wenn kämen und ihn mit ihrem Garten vergleichen, werden ihn bewundern, wie aufgeräumt und gepflegt er ist.
Nach dem letzten Wochenende war ich ja, und vielleicht merkt man das meinen Gedanken heute an, hin und her gerissen. Öffnen wir den Garten auch einmal für den Tag der offenen Gartentür? Im Vergleich zu manchen Gärten können wir gut mithalten. Betrachtet man andere Gärten, kann ich nur vor Bewunderung einen Schritt zurück treten, weil ich mich dort nie einreihen könnte.
Im Moment bin ich einem Entschluss nahe. Wie ich es oben bereits versucht habe zu erklären, ist der Garten eben mein Garten und mein Gartenstil. Ich werde ihn pflegen so gut es geht und für uns schön halten. Kommen wir nach langen Arbeitstagen heim, kommen wir zur Ruhe und können durchschnaufen. Darüber hinaus haben wir täglich durch den Selbstversorgergarten etwas von unserem Garten. Öffne ich den den Garten und es kommen fremde Menschen, ungeführt, selbst durch den Garten laufend, wäre es mir unheimlich. Als öffnete ich mein privatestes Reich der Öffentlichkeit. Auf viele Schönheiten und Besonderheiten könnte ich nicht aufmerksam machen,weil ich nicht alle Besucher sprechen könnte. Das alles gefällt mir nicht. Ich liebe Besuch von Freunden und Bekannten. Ich würde auch sehr Besuch von interessierten Gartenbegeisterten mögen. Gemeinsames Bestaunen und Diskutieren von verschiedenen Gartenthemen. Zeit für den Besuch und von dem Besuch. Das werde ich nicht über die offene Gartentür bekommen. Wie ich das bekomme und ob es so etwas überhaupt gibt, werde ich noch überlegen.
Gerne würde ich ja einmal ein Gartenblogger-Treffen hier bei mir machen. Ihr seid ja aber alle so weit verstreut. Vom Norden Deutschlands bis nach Österreich.
Es wird wohl dabei bleiben, daß ich nur hier, online, zeige, was es Schönes zu entdecken gibt in meinem Garten und auch immer wieder onlien erfahre, wie mir (noch) unbekannte, stille Leser sich erfreuen und inspirieren lassen.
Nach dem nun einmal wieder sehr langen Textden ich als Angebot sehe, kommen auch gleich die Bilder. Wen es interessiert, der liest meine Texte, wen nicht, der überblättert sie. Das ist für mich selbst auch immer der große Vorteil von Blogs mit Bildern und Text im Vergleich zu Videoblogs. Im Video kann man schlecht überblättern, weil man dann nie sieht, ob man etwas verpasst.
Jetzt also komme jetzt endlich zu den aktuellen Fotos vom Garten. Deutlich zu erkennen ist der ganz aktuelle und viel gepriesene Notlösungs-Stil....
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Muskatellersalbei in voller Blühte (c) by Joachim Wenk |
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Muskatellersalbei in seiner Notlösungs-Umgebung (c) by Joachim Wenk |
Die blauen Blüten stammen von einem Storchschnabel. Ja! Es ist wirklich nur einer.Jetzt im vierten Standjahr glaube ich, zeigt er sich endlich so, wie er beschrieben wurde. Es hieß, daß weit herum kommt an seinem Standort. Und schaut mal genau hin, überall hat er sich hingeschlängelt und strahlt mit blauen Blüten aus dem Grün und Gelb. Das Gelbe überall sind Färberkamillen. Allesamt Sämlinge von einer einzigen Färberkamille, aus dem letzten Jahr. So kommt man günstig an viele Stauden.
Das war einmal mein Kräuterbeet. Beim Wege -und Terrassenbau im letzen Jahr habe ich es umgestaltet. Die Kräuter sind im Gemüsegarten und hier wurde der Khakibaum gepflanzt und Stauden, die dem Weg weichen mußten. Darunter ein Natternkopf. Der hat so herrlich geblüht über Monate und war ein Hummelmagnet. Er wuchert wie blöd, hat die anderen neu gepflanzten Stauden erdrückt, die nicht durch die Trockenheit kaputt gingen. Dieses Jahr ist kein Natternkopf mehr da, er hat sich leider nicht selbst aussgesät und die Stauden sind ja erdrückt oder vertrocknet. Nun ist hier leider wirklich extrem wenig los. Sehr freut mich aber der Lavendel, der jetzt bald blüht. Auch die Wiesenraute hinter dem Baum hat dieses Jahr zwei statt einen Blütentrieb. Der ist bereits über zwei Meter hoch und beginnt bald mit der Blüte. Hier muß ich im Herbst ein wenig Aufpflanzen, mal sehen, was dort wachsen und blühen könnte.
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Lavendel und Zitronenmelisse unterm Khakibaum (c) by Joachim Wenk |
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ebenfalls Sämlinge der Färberkamille (c) by Joachim Wenk |
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Taglilie (c) by Joachim Wenk |
Das Mutterkraut hat sich hier selbst angesiedelt und auch die Lichtnelken im Hintergrund.
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Mutterkraut, auch Selbstaussaat (c) by Joachim Wenk |
Tschja und am Zaun im Vorgarten wächst ausser Giersch und Pfingstrosen auch nichts. Selbst der uralte Asternhorst kommt gegen diese ewige Trockenheit nicht mehr an. Ein kleiner Ableger davon ist bereits tot, ganz vertrocknet. Jetzt hoffe ich auf die winterharte Gewürzrinde, die erst jetzt zu treiben beginnt. Die Herbstchrysanthemen sind wohl angewachsen, aber sehr dürre und blühen bereits. Sie sollten doch im Oktober blühen, warum blühen die jetzt schon? Die Rose hier habe ich auch schon öfter bedauert. Sie wächst auch seit vielen Jahren rückwärts. Ich glaube ich muß das Beet einmal ganz ausgraben und vollkommen neu gestalten - mit Kakteen vielleicht ????