Äpfel habe ich geerntet. Mein Baum im Gemüsegarten brachte nicht einmal eine halbe Obstkiste aus Holz voll mit Äpfeln. Allerdings sind diese recht groß, sehr saftig und wohlschmeckend. Leider aber lassen sie sich nicht lagern und müssen demnächst verarbeitet werden.
Anders sah die Ernte auf dem Familien-Feld aus. Hier hingen die Bäume voller Äpfel und so beschlossen mein Bruder und ich vor kurzem, einmal wieder Saft zu machen. Das letzte Mal ist, so glauben wir, etwa 6 Jahre her.
Samstag war dann der Termin. Mein Bruder mit Familie, gefolgt von unseren Eltern machten sich am Feld an den Äpfeln zu schaffen. Auch die Quitten sind reif. Sehr sehr klein, wegen der Dürre im Sommer, aber reif. Einen ganzen Korb voll, habe ich bekommen. Das gibt mal wieder leckeres Gelee und Marmelade und Saft.
Den ganzen Anhänger voller Säcke und Körbe mit Obst haben sie dann gegen 13 Uhr bei uns vor dem Grundstück abgestellt. Ob wir die alle schaffen? Wieviel Saft gibt das wohl und reichen die Flaschen dafür? Wie lange werden wir brauchen.
Es ist am Samstag recht frisch, keinerlei Sonne weit und breit zu sehen und abends wird es bald dunkel. Am besten, wir fangen einfach an und entscheiden dann während des Prozesses wie viel wir verarbeiten wollen.
Zuerst müssen die Säcke hoch auf die obere Wiese geschleppt werden.
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frisch geerntet Äpfel |
Wasser-Marsch, das gefällt vor allem dem Kleinsten. Er bekommt daher den Auftrag immer wieder den Bottich mit Wasser zu füllen. Die Aufgabe wird sehr gewissenhaft erledigt.
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erst mal waschen |
Jemand sollte auch die Mühle bedienen. Es stellt sich bald heraus, dass derjenige (ich würde zu viel verraten, wenn ich sagen würde, die jenige) absolut die A-Karte gezogen hat. Die Armen-Karte, denn der arme Mensch muß die Äpfel wirklich einzeln einwerfen und dennoch springt immer wieder der Keilriemen ab. Dieser hängt ohne Spannung über den Antriebsrädern, welche eiern, als wären sie nicht ständig von Apfelsaft sondern von Apfelmost umspült und seit Jahren im Vollrausch. Es gibt da wohl tatsächlich einen Reparaturbedarf, sollte die Mühle einmal wieder eingesetzt werden.
Das nützt im Moment aber alles nichts, die Äpfel müssen zermatscht werden, sonst geht es nicht weiter. Zum Reparieren und Basteln ist keine Zeit. Nach ein paar Stunden an der Maschine ist meine Schwägerin so etwas wie an Profi an der Mühle geworden.
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vor dem Pressen müssen die Äpfel zerkleinert werden |
Wanne für Wanne liefert sie fein säuberlich kleingehackte Apfeschnitze an die darauf folgende Arbeitsstation.....
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zermahlene Äpfel vor dem Pressen |
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die Saftpresse wird befüllt |
An so einem Tag wird jede helfende Hand willkommen geheißen. Und jede Hand tut das, wozu sie eben in de Lage ist. Entweder hilft sie beim Befüllen...
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jeder will mithelfen |
.... oder dreht mit souverän männlicher Kraft den Hebel der Presse immer wieder und wieder und wieder im Kreise herum.
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beim Drehen will nicht mehr jeder mithelfen und wenn doch, dann klappt das nicht besonders gut. Klar, wenn sich die Kurbel in Armlänge über dem eigenen Kopf befindet..... |
Auch hier hilft Arbeitsteilung, wenn jeder einen halben Kreis nimmt geht es einfacher.
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gottseidank klappt es bei anderen ausdauernder |
Und während hier beim Pressen das letzte gegeben wird, ist die Apfel-Wasch-Abteilung mittlerweile mit tänzerisch-gymnastischen Übungen beschäftigt.
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wenn ich schon die Kurbel nicht bewegen kann, dann bewege ich mich eben selbst irgendwie und vor allem im Kreis.... |
Und scheinbar lagen die Lieferstockungen an gemahlenen Äpfeln nicht immer am abgesprungenen Keilriemen, sondern am Smartphone der Mühlenbedienung....
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eigentlich haben wir ja so gut wie keinen Handyempfang bei uns im Garten, erstaunlich, daß doch immer wieder eine geeignete Stelle gefunden wird |
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frisch gepresster Apfelsaft |
Und der erste Kanister beginnt sich zu füllen.
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frisch gepresster Apfelsaft |
Wenn die Presse sich nicht mehr weiter drehen lässt, wird zurück gedreht, die Presshölzer entnommen und die Pressrückstände in einer Wanne gesammelt. Die sitzen ganz schön fest und müssen mit viel Geklopfe herausgehauen werden.
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Entleeren der Saftpresse |
Das bleibt dann übrig, wenn der Saft heraus gepresst ist.
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Press-Rückstände |
Es ist bereits dunkel, als die letzten Geräte weggeräumt sind. Mein Bruder nimmt seinen Saft mit nach Hause und ich verarbeite meinen auch gleich noch. Die Mutter bekommt dann vom fertigen Saft auch ihren Teil.
Den Saft am Herd im Kochtopf zu erhitzen und mit dem Thermometer die Temperatur im Blick zu halten war früher. Diesmal nehme ich den Topf vom Einkochen. Hier kommen meine 14 Liter Saft rein. Deckel drauf und auf 80°C gestellt. Jetzt kann ich in Ruhe abwaschen und Räumen. Als sich der Topf abschaltet kontrolliere ich mit dem Thermometer, rühre ein wenig um, dass der Saft gleichmäßig erhitzt wird.
Und wie praktisch ist der Hahn im Topf. Direkt in die schon gestern vorbereiteten Flaschen läuft der Saft. Das geht sehr schnell.
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Im Einkochtopf wird der frische Saft erhitzt |
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gut dass der Saft unten durch den Hahn abfließt, so bleibt der Schaum immer oben auf im Topf und nicht in der Flasche |
Hier stehen sie, die gefüllten Flaschen. Ich habe 14 Liter Saft und mein Bruder 27 Liter. Zuerst sah es ja garnicht so aus, als ob eine nennenswerte Menge zusammenkommt. Je besser wir aber eingespielt waren, desto zügiger füllten sich die Behälter. Über 40l handgepresster Bio-Apfelsaft. Ein stolzes Ergebnis für einen sehr schönen Tag mit der ganzen Familie.
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der fertige Saft in Flaschen. So hält er mindestens ein Jahr, oder zwei |