Im Frühjahr (war das nicht gerade eben?) wollte die Gartensaison einfach nicht beginnen. So unendlich lange war es viel zu kalt und ungemütlich im Garten.
Jetzt im Herbst entschädigt uns die Natur für die im Frühjahr verlorenen Gartenwochen. Die Saison scheint kein Ende nehmen zu wollen. Das Wetter ist traumhaft, die Sonne scheint nach wie vor unablässig vom Himmel. Einzig die Höhe ihrer Bögen, die sie Tag für Tag über den Garten zieht verrät das fortgeschrittene Jahr. Wenn man das für sich einmal beobachtet, wo die Sonne im Sommer über den Garten zieht und wie flach sie nun schon wieder wandert, wird man wirklich erstaunt sein.
Habt ihr das schon mal gemacht? Macht ihr es regelmäßig? Klar, jeder weiß, dass im Winter die Sonne flacher übers Land wandert. Aber mal ehrlich. Könnt ihr Marken im und um den Garten nennen, wo die Sonne hoch drüber kreist oder wie flach sie nun Früh oder Mittag steht? Macht das mal und beobachtet es ein Jahr lang. Dann seht ihr den mehr als deutlichen Unterschied im echten Leben. Dann wisst ihr es nicht nur theoretisch. Eine Naturbeobachtung, die ganz einfach ist, aber bestimmt nicht all zu oft durchgeführt wird.
Für mich sind diese Beobachtungen jedenfalls immer interessant und wichtig. Sie verbinden mich mit der Natur und ihren (somit auch unseren) Rhythmen. Ich habe es schon mehrmals gesagt und finde es wichtig, immer wieder einmal darauf aufmerksam zu machen.
Man kann sich diesen Rhythmen auch hingeben. Mit ihnen mit schwingen. Leider aber ist die Menschheit immer weiter von diesen Rhythmen entfernt und wiedersetzt sich ihnen mehr, als mit ihnen zu gehen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass das Widersetzen hier aber viel Kraft kostet, während das Einlassen auf die Rhythmen und Abläufe der Natur, die Verbindung mit der Natur, von der wir immer noch ein Teil sind, Kraft bringen. Erholung, Regeneration, Harmonie und Ausgeglichenheit oder eine Gelassenheit sind die Folge. Dazu brauche ich keine "speaker", "influencer", "Motivatoren" oder sonstige Gurus, die mir sagen, wie ich das finde. Ich gehe mit der Natur und finde das alles dabei. Je länger ich so agiere, desto mehr spüre ich es. Und wenn dann ein sehr schwieriges Frühjahr kommt, wo nichts im Garten gelingen oder fortschreiten will. Wo die eigene Lust gar fehlt. Weiß ich doch, dass es auch wieder anders wird. Ich ärgere mich im Moment, lasse dem Frust raus. Aber ein tiefes Urvertrauen, dass die Natur das alles ja nicht zum ersten Mal macht und selbst auch überleben will, beruhigt mich.
Auch ein Sommer voller Hitze und unendlicher Dürre, die ja noch anhält, ist anstrengend, nervenaufreibend, wenn man nicht mehr weiß, wie man was noch rette kann. In der Natur leidet viel, große Bäume sterben. Sterben meine Bäume und Sträucher? Vertrocknen sie? Aussehen tut alles danach. Aber dann kommt wieder das Bewusstsein, dass es ja nicht das erste Mal sein wird und die Natur auch darauf eingestellt ist. Es mag Schäden geben, aber es ist nicht der Untergang.
Wenn etwas Angst machen kann oder beunruhigt, dann ist es das Handeln der Menschen und der Umgang mit der Natur. Nicht nur einmal in diesem schwierigen Jahr hat sicher jeder davon gehört, wie unser rücksichtsloses, gedankenloses und egoistisches Handeln genau diese Unbilden der Natur und des Wetters hervorrufen.
Und dazu gehören nicht nur die böse Autoindustrie, die Schummel-Software installiert, dass weiter ungehindert die Luft verschmutzt werden kann. Auch nicht nur die Stromgiganten, die den schönen Wald vernichten. Nein, dazu gehören auch wir, jeder Einzelne. Und wenn jeder erst einmal vor seiner eigenen Türe kehren würde....
Habe ich nicht gerade heute von zwei Personen, unabhängig voneinander gehört, dass es Mitmenschen gibt, die jetzt die Heizungen in der Wohnung schon voll aufdrehen und weil es dann zu warm ist, den ganzen Tag die Fenster offen haben. Anstatt einmal die Heizung herunter zu regeln. Was nützen da besten Isolierungen an den Wänden?
Oder was ist allein beim Metzger? Ich nehme meine Kunststoffbehälter, die Jahrzehnte verwendet werden mit und lasse alles da rein legen. Nicht ein Stück Verpackungsplastik benötige ich dabei. Die Plastikverschmutzung kommt ja nicht von den Haushaltsbehältern, sondern von der Kosmetik, Reinigungsmitteln und den Einmalverpackungen (beim Metzger oder noch schlimmer im Discounter). Aber wer wird schief angesehen? Ich, der den Verpackungsmüll vemeidet. Warum? Na weil ich Kunststoffbehälter einer namhaften Firma verwende. Kunststoff! Oh Gott!
Wie einfach ist es doch auf die Discounter und Läden zu schimpfen, Kunststoffmüll zu produzieren und Firmen zu diffamieren, die Kunststoffbehälter herstellen. Alles sind die anderen, da kann man in den "sozialen" Medien darüber herziehen. Nur selbst was ändern? Nein, das macht man nicht, man kann leider nichts ändern. Man kauft billig mit viel Plastik. Und ist zu bequem, selbst Behälter mit zu nehmen. Lieber schimpft man, dass die auch alle schlecht sind. Keiner ist selbst verantwortlich, immer sind nur die anderen Schuld und verhalten sich schlecht.
Ich jedenfalls versuche an möglichst vielen Stellen verantwortungsvoll zu leben und aktiv zu handeln. Und ich weiß, würden mehr Menschen nur zu vielleicht 70% perfekt und verantwortungsvoll handeln, wäre der Welt und der Umwelt mehr gedient, als wenn diese Menschen lieber gar nicht handeln, weil sie ja die 100% Perfektion sowieso nicht erreichen können.
Und dann noch denen mit 70% vorwerfen, daß sie eben nur die 70% erreichen und nicht zu 100% perfekt handeln. Ihr glaubt nicht, dass viele Menschen so sind? Na dann veröffentlicht doch mal in diesen ach so sozialen Medien, wie ihr etwas in die richtige Richtung unternehmt (70%). Dann werdet ihr anhand der Kommentare der 100%igen schnell genau das merken. Alles wird schlecht gemacht, ist ja bekannter maßen schlecht und selbst wird gar nicht oder weit weniger sinnvoll gehandelt. Über andere her zu ziehen, die etwas unternehmen und ihnen vorzuwerfen, daß sie nicht 100% ig sind beruhigt deren schlechtes Gewissen scheinbar ausreichend. Und es ist so bequem auf diese Weise "etwas für die Umwelt zu tun".
Nun aber wieder zu meinem Garten. Ich habe nun mal das Glück, mir hier so viel selbst anbauen zu können und es auch zu wollen und zu machen. Wieder ein kleiner Beitrag zur Ressourcen- und Umweltschonung.
Jetzt am Wochenende habe ich noch einmal einen Schwung der Wintersalate gepflanzt. Winterzwiebeln und Knoblauch sind gesteckt. Wir haben ja schon Oktober, aber im Gemüsegarten ist die Saison noch längst nicht vorbei. Es wird weiter angebaut und geerntet.
Als ich mit dem Garten anfing, war zu dieser Zeit auch bei mir schon Schluss mit der Saison. Mir blieb nur übrig, aufs Frühjahr zu warten, wenn es endlich wieder los geht. Aber jedes Jahr kommt mehr Erfahrung dazu, anderes wird ausprobiert und die Saison wird immer länger. Die Monate in denen ich frisches Gemüse ernten kann werden mehr und mehr. Dieses Jahr war es auf Grund des Klimas deutlich weniger. Trotzdem gab und gibt es ausreichend.
Hier standen die letzten Tomaten. Jetzt sind sie als Mulch am Boden verteilt. Gleich habe ich auch wieder Salat gepflanzt und Winterzwiebeln gesteckt. Später überwintere ich hier dann noch den Endivien.
Das sind sie also. Ein denkwürdiges Bild. Die allerletzten Tomaten der Saison 2018. Jetzt gibt es erst in vielen vielen Monaten wieder eigene frische Tomaten.
Im Keller sind noch die übrigen Freilandtomaten da lege ich diese hier dazu. Sie werden jetzt nach und nach verspeist. Roh oder gekocht. Dann werde ich bis auf ganz (!) wenige Ausnahmen auch keine Tomaten kaufen, bis ich wieder selbst welche habe. Konserviert sind genügend. Denn brauchen tue ich diese häufig in der Küche. Aber außerhalb der Saison welche ohne Geschmack und von fragwürdig fester Konsistenz zu kaufen käme mir nicht in den Sinn.
Wie groß ist dadurch dann die Vorfreude auf die ersten Eigenen im Sommer 2019. Wer rund ums Jahr frische Tomaten auf den Tisch bringt, wird diese Freude nicht empfinden. Und hat damit wieder eine Freude weniger, die er oder sie erleben darf. Und Tomaten sind da nur ein einziges winziges Beispiel.
Nicht nur die Ernte erfreut mein Herz. Auch die vielen Mit-Genossen in meinem Garten. Auf Schritt und tritt begegnen mir die seltsamsten Tiere. Im Gewächshaus war jetzt die Tage ein kleiner... Ich weiß nicht genau, kann das ein Lurch gewesen sein? Eine Eidechse war es nicht. Vier Beine wie diese aber eine Haut wie so ein Fröschlein hier. Schnell war er wieder in einer Erdspalte verschwunden, daher gibt es kein Foto.
Meine Freunde die lautstarken Laubfrösche sind da anders. Sie warten glaube ich gerade zu darauf, dass ich sie Fotografiere. Und sie beobachten mich immer bei der Arbeit. Gleizeitig hören sie mir interessiert und aufmerksam zu, was ich ihnen so erzähle, während wir friedlich nebeneinander her den Garten bewohnen.
Ruhig und beschaulich ging es aber gerade am Samstag nicht immer zu. Ich hatte mal wieder einen Häckselmarathon vor mir. Ausgeschnitten muss immer werden und so sammelte sich bereits wieder ein ganz ansehnlicher Haufen an Zweigen und Ästen. Dickere Abschnitte werden gesammelt und kommen zum Brennholz. Alles andere wird geschreddert.
Viele Stunden später haben sich die Kübel gefüllt. Ein paar wurden gleich als Mulch ausgebracht. Der Rest wird nach und nach auf abgeererntete und vorbereitete Beete gestreut.
Und gegen Abend sah es dann auch hier hinten am Kompost- und Häckselplatz wieder aufgeräumt aus.
Während ich mit dem Astmaterial kämpfte, nahmen sich Volker und der Schwager den letzten maroden Steg über den Bach bei den Weihern vor.
Über den Alten konnten wir schon länger nicht mehr laufen, ohne etwas zu riskieren.
Der Neue denke ich, hält uns jetzt aus. Die Träger, wie bei allen anderen, die wir schon erneuert haben, sind jetzt nicht mehr aus Holz. Verzinktes Metall ist da dauerhafter.
Der Steg hier hat auch als Belag unverrottbares Material. Und dabei ist es auch noch recycling. Der neue Brückenbelag war eigentlich im früheren Leben einmal eine Rollstuhlrampe, die nach dem Tod des Benutzers ihren Sinn verloren hatte und nicht mehr gebraucht wurde. Hier auf unsere Brücke passte sie wie maßgeschneidert. Kein Zentimeter länger oder kürzer hätte es sein dürfen. Wir freuen uns über diesen Zufall und dass wir so zu einer sehr stabilen Brücke kamen.
Auch die Bretter einer anderen Brücke über den Bach sind recycelt. Sie waren allesamt Verschnitt von einer Terrasse. Als Brücke waren sie gerade lang genug. Der Terrassenbesitzer war sie los und wir hatten perfekt für uns geeignetes Holz als Brückenbelag. Altes Material oder eigentlich Abfall wieder sinnvoll zu verwenden ist ja auch ein Art von Umweltschutz finde ich. Und der Geldbeutel freut sich ebenfalls!
Mit sonnigen Blütengrüßen aus meinem herbstlichen Landgarten wünsche ich euch einen schöne Woche, genießt das herrliche Wetter und die Blütenpracht im Garten.