Gärtner-Tagebuch |
Tagebucheintrag vom 6.3.2017
Diese unschöne Serie ist seit vergangenen Samstag durchbrochen. Freitag noch war es eher unfreundlich und am Samstag strahlte bereits am frühen Morgen die Sonne vom blauen Himmel. Zum Nachmittag zogen harmlose Wolken auf, unter denen denen die Temperatur aber bei sagenhaften 17°C blieb. Was für ein schöner Samstag und dann auch Sonntag für Gartenarbeiten.
Und wenn ich von Gartenarbeiten rede, so meine ich auch wirklich Arbeiten. Bei eben diesen hatte ich am Wochenende einmal wieder ausgiebig Zeit zum Nachdenken und sinnieren. Was ist es eigentlich, das mir so an der Gartenarbeit gefällt. Speziell an und in unserem Garten.
Wer jetzt hier von mir ein oder zwei Charakteristika erwartet, die mir besonders gefallen, der wird leider enttäuscht. Es gibt wirklich sehr viele Dinge, die mir das Garteln so ans Herz haben wachsen lassen. Eine Sache aber möchte ich dennoch gesondert erwähnen. Etwas, das gerade am Wochenende wieder aktuell war.
Es ist nicht das in-den-Garten-gehen-und-Blümchen-"hinrichten", wie es ein bekannter bayrischer Politiker so tut. Klar habe ich mich auch wieder gefreut über weitere erste Blüten. Noch im Miniformat, wenige Zentimeter über dem Boden. Es ist eben gerade erst Vorfrühling. Das rauschende Blütenfest kommt ja erst noch. Aber ich will heute nicht diese wirklich entzückenden Blütchen von Leberblümchen oder Krokus, vom Winterling oder die dagegen mächtig wirkenden Blüten der Lenzrosen hier ablichten. Und das obwohl ich wirklich ganz reizende Szenen allüberall in unserem Garten habe finden können.
Mit diesen Szenen bin ich schon bei dem einen, heute gesondert zu erwähnenden Punkt. Mir gefällt besonders an unserem Garten, einem Geschenk des Himmels, die Größe und die Lage. Die Lage am Dorfrand und damit am Land. Die Größe, daß nicht jedes Blümchen rund um die Uhr beobachtet und gerichtet werden kann. So entstehen diese mich immer wieder zum Schmunzeln bringenden kleinen spontanen Gartenszenen. Warum blühen eine Hand voll winziger Schneeglöckchen direkt im Rasen an der Betonrabatte unterm Gartenzaun? Die eigentlichen Blumenbeete sind allesamt viele Meter davon entfernt. Genau so muß jemand Schneeglöckchen in die Hecke gesetzt haben oder unter den Korkenzieherhasel. So geht es weiter im Frühjahr, Sommer und Herbst. Dann blinzeln mich im Wind nickende Seidenmohnblüten in den irrwitzigsten Gartenecken an. Krause, saftiggrüne Petersilienwuschel zwängen sich stöhnend durch die Fugen im Wegpflaster vor dem Gemüsegarten. Die auf langen stelzen wankenden lila Blütenbüschel des patagonischen Eisenkrautes wiegen sich in luftiger Höhe, verwurzelt in den Ritzen der Stützmauer an der Einfahrt. Andere streben aus einem daunig plustrigen Kissen aus Katzenminze zu ihren Füßen empor. Apropos Katzenminze, wie kommt die eigentlich unter das Eisenkraut?
Ich komme nicht dazu jedes Kraut zu stutzen und zu polieren, umzusetzen oder weg zu setzen. Ich liebe Kräuter, Blumen, Stauden oder Zwiebeln, die sich um sich selbst kümmern (wie gesagt ich schaffe es ohnehin nicht überall) und so selbst entscheiden, wo sie wachsen und es wo ihnen gefällt.
Wäre es nur ein kleines Handtuchgärtchen, sähe es anders aus. Da würde ich wohl, vor lauter Lust am Garteln und massig vorhandener Zeit pro Quadratmeter bepflanzter Grundfläche, auch jedes Blatt meiner Pflanzen kennen und dressieren. Ist der Garten aber hinreichend groß, so ist das erst gar nicht möglich. Ein gewisses laissez-faire ist notwendig und die Basis eines Gartenbildes, wie es bei mir zu finden ist.
Die Größe hat noch weitere Vorteile. Schon seit ein paar Tagen halte ich Ausschaue und habe sie jetzt entdeckt. Die Brennesseln beginnen endlich zu sprießen. Ich freue mich schon auf die ersten zarten und so typisch schmeckenden Blättchen von diesem Unkraut. In jedem kleinen Garten sicher ausgerottet bis auf die letzte Wurzel. Ich muß nicht Brennesseln suchen oder exotisches Superfood in Tablettenform kaufen gehen. Es gibt hier im Garten genug Ecken, die nicht genutzt werden. Da finde ich sie dann, die Wildkräuter für Smoothies, Salate oder Tee. Das ist herrlich.
Und damit auch die nun folgenden Bilder ein wenig erklärt werden, komme ich zum letzten Punkt, der mir zur Größe des Gartens einfiel und warum ich das so toll finde. Viel Bewegung und "Muskeltraining" an frischer Luft, inmitten der Natur. Im Garten oder bei den Fischweihern muß tatsächlich regelmäßig gearbeitet werden. Gartenarbeit, wie ich es eingangs schon betonte, lag auch am Wochenende wieder an. Da spürt man am Abend, was man den Tag über getan hat. Den ganzen Tag draußen, die Luft, die Sonne, den Wind und manchmal Regen spüren ist traumhaft. So lange es jedenfalls nicht gar zu garstig wird.
Ja auch ich habe auch in kleinen Saatschalen gewühlt, um winzige Sämchen zu verstecken. Auch Erde habe ich gewälzt. Ein paar Hände voll in jeden Eierkarton, um die Kartoffeln vorzutreiben. Aber die richtige Arbeit war da längst erledigt: Baumfällen oder einmal wieder Hecke schneiden.
Die Hecke wurde vor vielleicht 7 Jahren das letzte Mal geschnitten. Jetzt ist sie wieder so mächtig, daß man beim Schneiden der Sträucher tatsächlich auch aufpassen muß, wohin der Ast fällt. Wenn so ein Ast auf einen drauf fällt, wäre es aus mit Arbeiten.
Hier im Bild sieht man einmal meinen Gemüsegarten von der anderen Seite der regelmäßig gestutzten Haselnußhecke. Links davon ein Nachbargrundstück und rechts, dem Zaun folgend, unsere Nebengebäude von der Nordseite aus betrachtet. Der Nachbar hat uns erlaubt, daß wir für die Arbeiten auf sein Grundstück dürfen. Ist ja auch in seinem Sinne, daß die Hecke geschnitten wird und er so besser seine Wiese mähen kann.
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Unser Garten einmal von der anderen - äußeren - Seite aus gesehen (c) by Joachim Wenk |
Hier sieht man den Gemüsegarten mit links dem Walnußbaum und Ramblerrose und rechts unserer großen Eiche.
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Der Gemüsegarten einmal von der anderen - äußeren - Seite aus gesehen (c) by Joachim Wenk |
Die Haselnußhecke, die geschnitten wird. Armdick und bis zu 6 Meter hoch sind die Haselnußäste.
Am Dach der Werkstatt (von vorne ist das die hellbraune Wand neben dem grünen Hüttenzauber, die oft in Bildern zu sehen ist) muß im Sommer etwas gerichtet werden. Daher mußte der Heckenschnitt dieses Jahr sein.
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Hasenußhecke hinter der Werkstatt (c) by Joachim Wenk |
Zwischen der Eiche links und der Esche rechts steht noch ein kleinerer Baum. Der kommt heute auch weg, damit die beiden Großen besser wachsen können.
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Große Bäume hinter der Nebengebäuden (c) by Joachim Wenk |
Angefangen haben wir mit den Haselnüssen. Ast für Ast wird mit der Kettensäge abgeschnitten. Die Äste sind so dick, daß wir sie natürlich als Brennholz für unseren Ofen im Winter aufheben. Irgendwann in den nächsten Jahren wird es draußen dunkel sein, vielleicht gibt es Schneesturm oder es ist klirrend Kalt bei wieder 15 Grad unter Null. Oder wir haben Heilig Abend, sitzen vorm warmen Ofen und legen genau eines dieser Holzscheite nach, bevor wir uns ruhig in Sessel und Sofa zurück lehnen. Es ist so schön, das so leben zu können.
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Die ersten Äste sind abgeschnitten (c) by Joachim Wenk |
Hier wird schon sortiert. Die Guten fürs Öfchen und die schlechten weil zu dünnen fürs Osterfeuer.
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Holz für den Ofen und für das Osterfeuer (c) by Joachim Wenk |
Hand in Hand wird gearbeitet. Bis man sich versieht ist das Dach frei geschnitten.
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Haselnüsse sind auf den Stock gesetzt, das Werkstattdach frei zugänglich (c) by Joachim Wenk |
Wenden wir uns also der Esche zu. Nein, sie kann wirklich nicht stehen bleiben, so eng neben einer anderen Esche und einer Eiche.
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Die Bäume stehen zu eng (c) by Joachim Wenk |
Gut, dass am Samstag der Sturm der letzten Tage wieder verschwunden ist. Sonst hätten wir den Baum wohl nicht umgeschnitten. Wer weiß, in welche Richtung der Sturm ihn hätte fallen lassen.
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Nein: die Bäume STANDEN zu eng (c) by Joachim Wenk |
Jetzt habe die beiden großen mehr Platz für die Kronen und die Wurzeln.
Schade ist es natürlich, einen Baum, der so viele Jahr hier stand, zu fällen. Andererseits freue ich mich auch hier wieder aufs wärmende Ofenfeuer in dunklen Wintertagen. Ich bin da nicht sehr erfahren, habe aber glaube ich etwa 30 Jahresringe gezählt.
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Eiche und Esche können sich nun besser entwickeln (c) by Joachim Wenk |
Für die einen ist es ein Transporter, gefüllt mit Holzstücken. Für mich sind es viele warme Winterabende.
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schönes Brennholz für lange Winterabende (c) by Joachim Wenk |
Nun wird wieder alles eingepackt und ums Grundstück herum nach Hause gefahren. Noch ein Blick von dieser Seite in meinem Garten.
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noch ein Blick in den Gemüsegarten (c) by Joachim Wenk |
Frisch spaltet sich das Holz am besten. Nur die ganz dicken Stücke vom Baum müssen gespalten werden. Der Reste kann im Ganzen trocknen.
Auch beim Brennholz sind wir Selbstversorger (c) by Joachim Wenk |
Zurück bleibt ein mannshoher Haufen Äste auf Nachbars Grundstück. Die kommen noch auf den Haufen für's Osterfeuer, außerhalb des Dorfes. Dazu müssen wir aber erst einmal einen Bekannten mit seinem Schlepper nebst Anhänger organisieren.
Was übrig bleibt ist ein Haufen Äste (c) by Joachim Wenk |
Wo ich auch hin komme, finde ich im Moment diese Haufen. Sonntag fahren wir kurz zu den Weihern. Die nächsten beiden Wochenende werden wir jeweils eine kleine Gesellschaft bewirten und unsere Karpfen servieren. Darum mußten wir schon einmal welche nach Hause holen.
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Auch bei den Weihern das gleiche Bild: ein Haufen Äste (c) by Joachim Wenk |
Auch hier draußen muß ich wieder an die Nachhaltigkeit bei unserem Brennholz denken. Bisher haben wir noch kein einziges Stück Holz für den Ofen kaufen müssen. Alles kommt vom eigenen Grundstück, ob nun im Garten oder bei den Weihern. Drei große Bäume wurden unter anderem bereits gefällt, mit der Esche heute sind es vier. Das Holz wird eines Tages verbrannt sein oder ist es schon. Woher nehmen wir dann unser Brennholz? Die Eiche und und Esche werden sicher nicht dazu gefällt. Jetzt komme ich zu dem Punkt, daß ich meine, es wäre eigentlich notwendig, auch Bäume nach zu pflanzen. Bis die dann aber dreißig Jahresringe hätten, wären wir schon fast 80. Ob wir dann noch Holz machen können? Also ist es fast ein wenig zu spät, um neue Bäume zu pflanzen. Wie heißt es immer?
"Wenn ich wüsste, daß ich morgen sterbe, täte ich heute noch einen Baum pflanzen."Nach uns kommt ja nicht die Sinnflut, vielleicht braucht da auch wieder irgend jemand Brennholz oder freut sich am Baum?
Nun vielleicht glaubt ihr es ja nicht, aber so wie die Natur, wenn man sie lässt, Eisenkrautwolken über Katzenminzenkissen wachsen lässt, so lässt sie ja auch Bäume wachsen. Bei uns ist das jedenfalls so. Wieder ein Hoch auf eine gewisse Grundstücksgröße.
Hier draußen bei den Karpfen wuchern die Erlen. Im Möhrenbeet ist der Löwenzahn das Unkraut. Bei den Weihern sind es tatsächlich Bäume, nämlich Erlen.
Um die Weiher müssen sie spätestens alles zwei bis drei Jahre abgeschnitten werden, damit Licht ans Wasser kommt. Dennoch lassen wir hier und da welche länger wachsen und unten am Bach erst recht. Die schneiden wir dann ab, wenn sie ebenfalls gut Armdick sind. Sie treiben rasch wieder aus und in wenigen Jahren können sie erneut geerntet werden. Zudem gehen ja laufend überall neue Sämlinge auf. Ein paar werden wir wieder zu hohen Bäumen wachsen lassen.
Früher wurde auf diese Weise ja richtig großflächig Holz angebaut und vor allem geerntet. Man sprach hier von Niederwald. Heutzutage haben wir nur noch Hochwald. Fast ausgewachsene, eng stehende Bäume. Im Niederwald wird, genau wie bei unseren Erlen und Haselnüssen, immer geerntet, wenn die Stämme brauchbare Dicke erreicht haben. Bodeneben wird der Baum, der später eher in Strauchform wächst, abgeschnitten. Er treibt mit mehreren Stämmen wieder aus. Die Fichten, die gerade hier in Mittelfranken fast ausschließlich den Wald bilden, sind dazu überhaupt nicht geeignet. Haselnuß, Erle, Hainbuche oder Linde waren im Niederwald die Stars.
Erlen und Haselnüsse haben wir und nutzen sie tatsächlich aus so. Linde würde mich ja reizen. Vielleicht sollte ich doch noch einen Baum oder zwei pflanzen? Nicht dass ich morgen sterbe, aber vielleicht könnten wir davon noch einmal ernten. Hier draußen findet sich dafür schon Platz. Ich glaube die viele Arbeit mit intensiven Sinnieren, hat mich da wieder einmal auf eine nicht alltägliche und daher von mir so geliebte Idee gebracht.
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geerntete Erlen und hinten am Weiher noch stehende Erlen (c) by Joachim Wenk |
Man kann natürlich die Erlen am Weiher nicht nur fürs Brennholz oder Osterfeuer schneiden. Auch eine Erlen-Formhecke um den Karpfenweiher ist möglich. Diese Idee kam vom Volker.
Wahrscheinlich war er dazu auch einmal wieder zu lange draußen beim Arbeiten und beim Sinnieren. Wie man sieht sind die dabei enstprießenden Ideen nicht die schlechtesten, finde ich.
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Erlenhecke am Karpfenweiher (c) by Joachim Wenk |
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Erlenhecke am Karpfenweiher (c) by Joachim Wenk |
Für heute habe ich aber jetzt endgültig genug sinniert. Jetzt bin ich einmal gespannt, wer es bis hier unten geschafft und alles gelesen hat.
Zum Schluß habe für die treuen Leser noch ein witziges Rätsel. Am Wochenende war es herrliches Wetter. Leider kommt das aber auf allen Fotos überhaupt nicht zum Ausdruck. Scheinbar habe ich nur bei Wolken fotografiert. Zusammen mit der noch recht farblosen Landschaft sieht es kalt und ungemütlich aus. Auf einem Foto allerdings kann man aber trotz Wolkenhimmel sehen, dass es wirklich richtig warm war.
Wer kann mir sagen, an was das zu sehen ist? Welches erfahrene Gärtnerauge findet die Lösung? Ich bin gespannt auf eure Kommentare unter meinem Beitrag hier.