Am vergangenen Wochenende hat doch wirklich gar nichts gestimmt. Statt Regen und Wolken hatten wir Sonnenschein, statt Arbeitseifer lähmten Schnupfen und Rückenprobleme unsere Schaffenskraft und dann finden wir noch diesen seltsamen Reisighaufen im Weiher, quasi eine Benjes-Hecke unter Wasser?
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der kleine Weiher wird heute gefischt (c) by Joachim Wenk |
Jedenfalls haben wir durchgeführt, was wir uns vorgenommen hatten. In reduzierter Form zwar, aber dennoch mit Erfolg. Samstag stand "Karpfen fischen" auf dem Programm. Darüber berichte ich heute.
Nachdem der Frühnebel also verschwunden war und danach der starke Wind, der ihn vertrieb, blieb nur noch ruhiges und mildes Oktoberwetter übrig. Wir hatten vor, heute den großen Weiher mit den Speisekarpfen zu fischen. Das Becken hinterm Haus, in das die Fische dann kämen, ist gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt. Leider aber ist meine Erkältung noch immer nicht überwunden und Volker hat es im Rücken. Beides sind nun wirklich nicht die optimalen Voraussetzungen, um im kalten Wasser herum zu planschen.
Die Zeit drängt aber leider. Das Jahr geht zu Ende und die Karpfen für den Verbrauch müssen aus dem Wasser. Gleichzeitig werden die relativ schönen Tage immer weniger und seltener. Und wir haben nicht jedes Wochenende die Zeit für solch ein Aktion. Nach einigem Hin und Her entschließen wir uns zum Kompromiß mit Wetter-Poker. Es wird nicht der große Weiher mit den vielen Karpfen leer gelassen, sondern nur, was ebenfalls ansteht, der kleine Weiher gefischt. Das schaffen wir in unserem momentanen Gesundheitszustand. Für den großen Weiher kommt hoffentlich in zwei Wochen wieder ein schöner, milder und vor allem trockener Samstag.
Der kleine Weiher bereitet uns seit geraumer Zeit sorgen. Vergangenes Jahr, "kippte er um". Im irre heißen Sommer mit Dürre und Wasserlinsen-Plage, starben alle darin lebenden Karpfen. Wir ließen ihn zwar noch leer, aber es kam jede Rettung zu spät.
Dieses Jahr hielt sich die Wasserlinsen in Grenzen, aber er verlor übermäßig Wasser. Fehlt in allen Weihern wegen der Trockenheit Wasser, konnte man hier in den letzten Wochen quasi zusehen, wie der Wasserspiegel sank.
Angst kam auf, dass wieder die Karpfen sterben würden, die wir ihn ihm haben. Von daher mußte er auch dringend gefischt und die Karpfen umgesetzt werden. Immerhin wissen wir auch den Grund für unsere Probleme in dem Weiher. Das hat auch mit der Benjes-Hecker unter Wasser etwas zu tun. Aber von der wissen wir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nichts.
Nach dem Mittagessen fahren wir also raus zu den Weihern und "ziehen" den kleinen Weiher. Gezogen wird eigentlich nur das große und dicke Rohr im Mönch, damit das Wasser ablaufen kann.
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Blick vom Mönch über den Weiher (c) by Joachim Wenk |
Eigentlich wird so ein Mönch, wie der Betonklotz in jedem Karpfenteich genannt wird, anders geschlossen und dann gezogen. Im Bild unten und oben seht ihr vielleicht die senkrechten Rillen links und rechts im Mönch. Im Bild unten sieht man auch Bretter in den Rillen. Zwei dieser Rillenpaare ziehen sich die Vorderseite empor. Von Oben kann man genau zugeschnittene Holzbrettchen darin bis auf den Teichboden herunter lassen. Dann wird eines über das andere eingeführt, bis quasi zwei Bretterwände vom Teichboden bis oben zur Mönchoberkante entstehen.
Zwischen den Bretterwänden ist ein Spalt von vielleicht 15 cm. Der wird mit Sägespänen aufgefüllt. Die quellen durch das Wasser auf und so wird der Mönch dann dicht. Im Mönch ist am Boden, hinter den beiden Holzwänden, ein Loch, vergleichbar mit dem Stöpsel in der Badewanne. Zieht man nun immer die obersten Bretter, die das Wasser im Teich halten, weg, kann das Wasser Stufe für Stufe abgelassen werden.
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Blick in den Mönch beim Ablassen des Wassers (c) by Joachim Wenk |
Den Mönch so zu befüllen und auch zu ziehen, ist ein ganz schönes Stück Arbeit. Wir machen das daher seit ein paar Jahren viel einfacher. In das Loch im Boden wird ein Rohr gesteckt, das etwa so hoch ist, wie der Mönch. Schon ist der Weiher "gesteckt", also dicht und kann voll laufen. Käme mehr Wasser von Unten und von Oben in den Weiher, so wird es von oben in das auch als Überlauf dienende Rohr laufen. Die Rohroberkante ist der höchstmögliche Wasserstand. Wir stecken dann nur eine Reihe der Bretter vorne in den Mönch, damit beim "Ziehen" , also dem Ablassen, ein wenig mit passenden Gittern der Abfluß kontrolliert und das "Wegfließen" von Karpfen verhindert werden kann. Oben im Bild seht ihr den Mönch beim Abfließen des Wassers. Das dicke Rohr ist weg und vorne haben wir unten Gitter in die Rillen gesteckt und darauf Bretter. So fließt das Wasser davon, Karpfen können aber nicht entweichen.
Das Ziehen findet normaler Weise am Morgen statt, beim ganz großen Weiher sogar schon am Tag vorher. Dort wird dann das Rohr wieder während der Nacht eingesetzt, damit der Weiher dicht ist. So ein Weiher benötigt eben seine Zeit, bis er leer gelaufen ist.
Der kleine fast leere hier ist in weniger als zwei Stunden ausgelaufen gewesen. Zeit um am anderen Weiher etwas am Ufer mit der Schaufel zu modellieren und natürlich, um Herbstimpressionen mit der Kamera einzufangen.
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die tief stehende Sonne scheint aufs Ufer des Karpfenweihers (c) by Joachim Wenk |
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Die Hagebutten werden langsam reif (c) by Joachim Wenk |
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den großen Weiher wollten wir eigentlich fischen (c) by Joachim Wenk |
Sieht das nun unordentlich aus? Diese etwas von Umkraut und Gras überwucherte Treppe? Nein! ich finde es hat etwas romantisch verwunschenes das Bild mit der Treppe. Wir sind ja hier auch nicht im Garten, sondern in der freien Landschaft, da darf so eine Treppe ruhig auch einmal etwas romantisch eingewachsen sein. Ich schneide sie ja immer wieder mit der Motorsense frei. Sonst wäre schnell aus dem romantischen Zustand ein Verwilderter geworden und die Treppe könnte nicht mehr beschritten werden.
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die romantisch (oder unordentlich) eingewachsene Treppe zur Brücke über den Bach. (c) by Joachim Wenk |
Immer wieder muß man zum Weiher gehen, um nachzusehen, wie weit er ist Schließlich heißt es dann: Es ist so weit.
Das Wasser ist fast vollständig verschwunden, man sieht die Fische in den übrig gebliebenen Lachen liegen. Hier haben wir es heute einfach. Es sind nur unsere allergrößten Fische darin. Ein paar Graskarpfen und die Schlagmuttern. Also sehr große und alte Karpfen, die wir für die Zucht junger Karpfen benötigen.
Seht ihr auf dem Bild hier die beiden Graskarpfen?
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das Wasser ist fast ausgelaufen, jetzt kann gefischt werden (c) by Joachim Wenk |
Ein oder zwei Personen stehen zu diesem Zeitpunkt mit Wathosen im Weiher und holen mit großen Käschern die Fische aus dem Wasser und Schlamm. Danach werden sie in wassergefüllten Wannen sortiert. Heute muß nicht viel sortiert werden. Die Fische werden nur umgesetzt in den Weiher, der nicht mehr gefischt wird in diesem Jahr.
Sobald einer im Käscher ist, renne ich rasch mit ihm auf die andere Seite des Grabens und lasse ihn dort wieder zu Wasser. Dabei beeile ich mich immer, um sie nicht zusätzlich zu stressen, so hilflos draußen an der Luft. Darum habe ich dann leider aber auch immer keine Fotos von den Karpfen.
Einen habe ich dennoch rasch fotografiert. Das ist ein Grakarpfen. Er wird etwa einen Meter lang sein und 20 cm dick. Die essen wir nicht. Sie sind in den Weihern, um übermäßigen Bewuchs mit Schilf zu verhindern. Sie fressen vor allem das harte faserige Grün. Daher auch der Name. Das hat hier im kleinen Weiher auch wieder sehr gut geklappt.
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prächtiger Graskarpfen (c) by Joachim Wenk |
Die großen Spiegelkarpfen habe ich leider nicht fotografiert. Sie sehen ganz anders aus. Deutlich kürzer und viel runder oder dicker, aber auch flacher. Ich weiß jetzt nicht, wie man das beschreiben soll. Ich muß unbedingt dran danken, beim nächsten mal ein Foto zu machen.
Was ich extra noch einmal fotografiert habe, ist der Reisighaufen mitten im Weiher. Zu sehen auch im Bild oben mit den Graskarpfen in der Wasserlache.
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Reisighaufen am Weihergrund (c) by Joachim Wenk |
In Verbindung mit dem auf diesem Foto erkannbaren Loch im Ufer wird wohl rasch klar, wer dafür verantwortlich ist.
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ein Loch ist im Damm (c) by Joachim Wenk |
Der Biber. Wegen dem riesigen Loch im Ufer, mit bestimmt 35 oder mehr Zentimetern Durchmesser, wollten wir den Weiher im Frühjahr erst gar nicht mehr befüllen. Der Biber hat wohl den Damm unterhöhlt. Das Loch geht genau in den Damm und scheinbar ist das auch der Grund für den enormen Wasserverlust, genau bis zur Unterkante des Eingangsloches. Weil wir aber den Weiher zum Umsetzen der Fische benötigten, ließen wir ihn noch mal im Sommer voll laufen. Es hat aber keinen Sinn. Dass uns die wertvollen großen Karpfen nicht darin gestorben sind, ist eher Glück.
Wir müssen einen Bagger kommen lassen, der Damm muß weggebaggert und das Biberloch zugefüllt werden. Dann kann der Damm wieder aufgebaut werden. Dabei muß dann auch wieder der Weiher ausgebaggert werden. Zu viel Schlick hat sich über die Jahre angesammelt. Das wird eine große Aktion, vor der wir uns noch drücken wollten. Da aber nun der Weiher ganz offensichtlich kein Wasser mehr hält, kommen wir nicht umhin.
Was allerdings der Biber mit dem Reisig im Weiher vor hat, weiß ich auch nicht. Er hat doch seine Burg im Damm. Oder? Jedenfalls mußten wir direkt schmunzeln. Mit den vielen Erlen, die unentwegt an den Uferböschungen weggeschnitten werden müssen, häufe ich ja seit ein paar Jahren entlang der einen Grundstücksgrenze eine Benjesjecke auf. So auch jetzt wieder am Samstag mit ein paar Büschen, die den Zugang zum Mönch verwachsen haben. Und dann lässt man das Wasser im Weiher ab und sieht, dass dort jemand ein ähnliches Bauwerk unter Wasser errichtet.
Jedenfalls erlebten wir einen schönen ruhigen Nachmittag draußen in der Landschaft. Später und am Sonntag dann im Garten haben wir nur noch ein wenig herum gewerkelt. Und ich habe mir Gedanken über den Gemüseanbau und Bodenbearbeitung gemacht. Dazu hätte ich dann gern einmal eure Erfahrungen gewusst. Also bleibt dabei und schaut die Tage wieder hier vorbei.